Mar 26, 2017 - Im Kölner 'Tatort' gab es zu viele menschliche Dramen in der Nachbarschaft. Trotzdem tat der Krimi dem Fernsehabend gut. Eine TV-Kritik. Um einen Mord und ein ungewöhnliches nachbarschaftliches Abhängigkeitsverhältnis geht es in „Nachbarn“, dem 70. „Tatort“ aus Köln. Wie funktioniert die Mittelschicht? Dieser 'Tatort' versucht die ökonomischen, psychologischen und sexuellen Kraftströme zu zeigen, die das Milieu zusammenhalten - und zugleich auseinanderreißen. Die lakonischste Voyeurismusszene: Die Ermittler sitzen vor dem ausgewerteten Computer des Mordopfers. Der Mann war offensichtlich ein Freund des erotischen Films. Der Assistent erklärt trocken, was alles auf dem Rechner gespeichert ist: 'Zeigen, Voyeur, SM für Anfänger. Nichts Abgedrehtes.' Erwidert Schenk schulterzuckend: 'Jeder Jeck ist anders.' Die beiden Kommissare, per se gern - und ich fand die Story spannend und filmisch - auch von den Kameraeinstellungen und der Beleuchtung - absolut gut. Allerdings muss man sagen, dass das alles leider nichts mit der Realität zu tun hat! Der Fall als solcher ist ohne Weiteres denkbar - viele Menschen wissen gar nicht, welche irrwitzigen Dinge, gegebenenfalls auch in ihrer Nachbarschaft, geschehen. Aber kriminalistisch war das alles Unfug! Nur ein Beispiel: Eine Leiche soll ausgegraben werden. Kommissar Schenk nimmt dazu im Garten Mal schnell die Schippe in die Hand! Beweissicherungstechnisch ein Grund, den Kommissar sofort in den Ruhestand zu schicken. Auch die Vernehmungen (gut ausgeleuchtet - aber die Wirklichkeit in deutschen Vernehmungszimmern sieht deutlich anders aus) originell - führten allerdings sofort zur Unverwertbarkeit der Aussagen! In den 70er/80ern gab es Tatorte, die in der schauspielerischen Leistungen herausragend waren, die in den Kameraeinstellungen, der Beleuchtung usw. Herausragend waren - und die gleichzeitig dramatisch näher an der kriminalistischen Realität waren. Heute dienen Tatorte dazu, den reichlich psychopathischen Regisseuren ein Feld zur Selbstverwirklichung zu geben! Schade eigentlich! Bitte deaktivieren Sie Ihren Adblocker! So schalten Sie Ihren Adblocker auf SPIEGEL ONLINE aus!!!: • Klicken Sie auf das Adblocker-Zeichen in Ihrem Browser oder öffnen Sie in den Einstellungen den Bereich für Erweiterungen / Addons. • Wählen Sie die Option „Deaktivieren auf: spiegel.de“ (oder ähnlich), um eine Ausnahme hinzuzufügen. • Sie haben gar keinen Adblocker oder bereits eine Ausnahme hinzugefügt? Bitte prüfen Sie, ob Sie ähnliche Erweiterungen, Do-not-Track-Funktionen oder den Inkognito-Modus aktiviert haben, die ebenfalls Werbung unterdrücken. Oder haben Sie einen anderen Browser?. Welche Bedeutung Werbung für SPIEGEL ONLINE hat, was wir für Ihre Sicherheit im Netz tun, wie unsere Redaktion arbeitet –. Volker Bergmeister Um einen Mord und ein ungewöhnliches nachbarschaftliches Abhängigkeitsverhältnis geht es in „Nachbarn“, dem 70. „Tatort“ aus Köln. Ein klassisch erzählter Krimi, eine visuell und atmosphärisch ansprechende Inszenierung und eine interessante, den Zuschauer fordernde Figurenkonstellation sorgen für kurzweilige Unterhaltung und die Erkenntnis: Wer Nachbarn hat, braucht keine Feinde. Die Kommissare Ballauf und Schenk im Dauereinsatz: Ihr dritter Fall binnen zweier Monate. Durchdachte Programmplanung im Ersten sieht anders aus. Worum geht's eigentlich? Was für ein Schock! Ein Lastwagenfahrer ist mitten in der Nacht unterwegs, als es aus heiterem Himmel gewaltig kracht. Als er aussteigt, um nach dem Rechten zu sehen, sieht er zunächst nur einen blutigen Schuh Wenig später ist klar, dass der Trucker Glück im Unglück hatte: Er ist nicht Schuld am Tod des Mannes! Werner Holtkamp (Uwe Freyer) war schon tot, als er von einer Brücke geworfen wurde und von dem Lkw erfasst wurde. Die Spurensicherung findet schnell heraus, dass der geschiedene Mittvierziger in seinem eigenen Bett erschlagen wurde. Seit ihn seine Frau mit der gemeinsamen Tochter verlassen hatte, lebte er allein in einem Haus in einer Kölner Vorstadtsiedlung. Als die Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) dort die Ermittlungen aufnehmen, stoßen sie schnell auf ein Netz aus Lügen und Intrigen. Doch wer von den Nachbarn könnte etwas mit dem Tod von Holtkamp zu tun haben? Ein Motiv hatte zum Beispiel Leo Voigt (Werner Wölbern), mit dem sich der Ermordete einen erbitterten Streit über eine nicht korrekt gezogene Grundstücksgrenze lieferte. Aber es gibt auch noch genug andere Anwohner, die auf Holtkamp nicht besonders gut zu sprechen waren. Wann stirbt das Opfer? Es ist schon tot, bevor die erste Sekunde „Tatort“ läuft. So viele Blutspritzer gibt es: Rucke di guh, rucke di guh! Blut ist im Schuh! Außer dem blutigen Turnschuh sieht der Zuschauer nicht viel rot. Die herausragendste Schauspielerin: Obwohl sie nur ganz leise flüstert und ein überaus zartes Persönchen ist, sticht Claudia Eisner als Sandra Voigt aus dem insgesamt gut gewählten Cast von „Nachbarn“ besonders heraus: Die 32-Jährige, die man aus Filmen wie „Mängelexemplar“ oder „Schuld nach Ferdinand von Schirach kennt, spielt die traumatisierte Mutter, der plötzlich (wieder) die Stimme versagt, mit einer wahnsinnigen Intensität. Die skurrilste Szene: Frau Möbius (Birge Schade), deren meist abwesender Gatte sich mehr für seine Echsen interessiert, als für sie, versprach sich von Holtkamp einen Ausweg aus ihrem tristen Eheleben. Nach seinem Tod tanzt sie lasziv und leichtbekleidet, mit Fluppe im Mundwinkel und Weinglas in der Hand durch ihr Wohnzimmer – und wird dabei von den sichtlich pikierten Kommissaren durch die Terrassentür beobachtet.
0 Comments
Leave a Reply. |
AuthorWrite something about yourself. No need to be fancy, just an overview. Archives
March 2019
Categories |